„Ich habe ihn gekannt...“ – Rendezvous mit Zeitgenossen Mozarts

ein kammermusikalisches Singspiel von Stephan Kirchenbauer

Auftritte am 25. und 26. März 2006 in der Theaterwerkstatt Schwäbisch Gmünd

sowie am 30. Juni, 1. und 2. Juli 2006 im Kloster Lorch

 

Gmünd ist zwar keine Mozartstadt, aber gefeiert wird er hier im Mozartjahr trotzdem, denn man kennt und liebt wie andernorts bis heute seine Musik. So kommt der bunte Papageno als Vogelfänger in der „Zauberflöte“ fast jedes Jahr in den Stadtgarten geeilt. Aber im Mozartjahr gibt's noch etwas Besonderes. Seit Wochen hatte der Liederkranz Weiler für seinen Auftritt in der Theaterwerkstatt im Spital geprobt. Zwar keine Oper von Mozart, aber doch ein faszinierendes Singspiel über ihn. Das sahen viele und dankten mit viel Beifall.

Text: RZ vom 29. 3.2006, bearb. von Horst Linke, Bilder: Blanka Rupp

„Ich habe ihn gekannt“, so der Titel eines kurzweiligen Stückes aus seinem Leben und darüber, wie ihn Zeitgenossen gesehen haben. So wie der böse Erzbischof, der ihm nicht immer besonders hold war. Oder Emmanuel Schikaneder, von dem der Text der „Zauberflöte“ stammt, bis hin zum Mozartschüler Franz Xaver Süßmayr, der Mozarts „Requiem“ vollendete.

Geschrieben und bestens inszeniert hatte diese Verbeugung an Mozart Stephan Kirchenbauer, während D‘Ann Ricciolini die musikalische Leitung besorgte. Sie hatte auch die vielen Lieder aus Opern Mozarts oder seinen geistlichen Musiken mit dem Chor einstudiert, was ihr bestens gelungen war. Begleitet wurde der ausgezeichnet singende Chor des Liederkranzes Weiler, gewandet in zeitgemäßen Kostümen, auf dem Klavier von Yuliya Drogalova.

Das Wesen Mozarts oder gar seiner Musik als unterhaltsames musikalisches Stück auf die Bühne zu bringen, ist gewiss kein leichtes Unterfangen. Um so angenehmer war es, dass in der Theaterwerkstatt kein Mammut-Mozart das Publikum langweilte, sondern ein Mozart, der auch nur ein Mensch war — mit Schwächen und Größen, den man bewunderte und dem man alles neidete. So fanden die Besucher an dem unterhaltsamen Stück sichtlich ihre Freude. 

Toni Schleicher und Birgit Borofka als Mägde Thresel und Katherl eröffneten den Reigen derer, die Mozart erlebt hatten, und sich nun im Nachhinein ihre Gedanken über das „Wunderkind“ machten. 

 

So wie Roland Rupp als mit den Mozarts befreundeter Trompeter Schachtner, der erfahren musste, dass der kleine Mozart das Trompetenspiel nicht mochte.

Dann Walter Böhnlein mit wallender Löwenmähne als Beethoven, der im Meister eine Offenbarung sah und angesichts der mozartschen Opern keine eigene schreiben wollte, bis er dann doch aus Verehrung den „Fidelio“ schrieb.

 

Mächtig vom Leder zog dann Heidi Beck als Constanze, die dem Vater Leopold vorwarf, Mozart die Kindheit genommen zu haben, während dieser es getan haben wollte, damit man ihn heute noch höre.

  

Kein gutes Haar ließen Michel Pick als Fürstbischof und Horst Linke als Graf Arco, der den Komponisten mit einem Tritt aus dem Haus des Fürstbischof jagte, am Menschen Mozart, während sie doch seiner Musik nicht widerstehen konnten.

 

An sein „hochverehrtes launisches Publikum“ wandte sich Jens Ohly als Emanuel Schikaneder, der erste Papageno der Musikgeschichte, der meinte, dass ja wohl der Ruhm für die „Zauberflöte“ ihm gelten müsse.

Eingebettet waren diese im Detail noch aufschlussreicheren Merkpunkte aus Mozarts Leben in viele Weisen Mozarts, die bis heute Ohr und Herz erfreuen. Doch auch aus Beethovens „Fidelio“ war das wunderschöne Quartett „Mir ist so wunderbar“ zu finden. Dies trugen D‘Ann Ricciolini, Brigitta Warmer, Richard Arnold und Stephan Kirchenbauer hingebungsvoll vor. Gelungen war sodann u.a. auch der Chor der drei Damen (Daniela Dinser, Heidi Beck und Agnes Pick) „Bald prangt, den Morgen zu verkünden“ aus der „Zauberflöte“ Daraus fehlte auch nicht der Männerchor „O Isis und Osiris“.

 

 

Schaurig-schön endete das Singspiel mit dem Auftritt des Totengräbers (Bertram Frisch), der Mozart in sein bis heute unbekanntes Grab legte, und des Mozartschülers Süßmayr (emotional eindrucksvoll von Magnus Pflüger gespielt), der Mozarts letztes Werk, das „Requiem“ vollendete.

Mit Mozarts letzten acht Takten und dem „Ave verum“ vollendete der Chor die Schlussszene.

Neben den schon Erwähnten trugen auch Bertram Frisch, Hadwig Wagenblast, Horst Linke, Elvira Arnold, Alexander Sauter als Solisten zum gefallenden Gesang und Spiel bei, woran auch der Chor seinen großen Anteil hatte. Durch viel Beifall konnten sich die Akteure davon überzeugen lassen, dass ihr Spiel gelungen war.

 

Kurzer Filmausschnitt aus "Ich habe ihn gekannt..."(20 MB)