Zeitreise zur Wiener Klassik:
Premiere des neu inszenierten Singspiels „Ich habe ihn gekannt“
„Ich habe ihn gekannt“ ist ein
kammermusikalisches Singspiel. Am Freitagabend war Premiere im
Stadtgarten, die Aufführung ist eine Hommage an den verstorbenen Autor
Stephan Kirchenbauer-Arnold.
MUSIKTHEATER (cl). Dessen Wunsch war
es, die Stadt während der Landesgartenschau in ein barockes Ambiente zu
tauchen. Mit der opulenten Neuinszenierung des 2006
entstanden Singspiels wurde Stephan Kirchenbauer-Arnolds Traum
wahr. Kathrin Bechstein führte Regie, sie brachte zusammen mit den
Liederkränzen Weiler und Bettringen, der Philharmonie Gmünd unter
Leitung von Knud Jansen und zahlreichen Solisten das Werk auf die Bühne.
Die Zuschauer im Stadtgarten erlebten eine Zeitreise zurück in die Wiener
Klassik, zu den Schauplätzen Mozarts und seiner Familie. Gepaart waren
die Erzählungen mit Musik aus Mozarts Werken. |
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Nach einem gelungenen, kraftvollen
Eingangschor „Du, den Götter sichtbar segnen“ aus der Mozarts letzter
Oper „La clemenza di Tito“ befanden sich die Zuschauer dann in der
Getreidegassse in Salzburg wo sie auf die beiden Mozartschen Mägde
Theresel und Katherl (Toni Schleicher und Birgit Borofka) trafen, die in
humorvollem Schwäbisch von der Geburt, den Kinderjahren, der Beziehung zu
Schwester Nannerl und den ersten musikalischen Gehversuchen Mozarts
berichteten. Auch Johann Andreas Schachtner (Roland Rupp), Salzburger
Hoftrompeter kam zu Wort. Schachtner, den mit den Mozarts eine enge
Freundschaft verband lernte Mozart als Vierjährigen kennen und fertigte
die erste deutsche Übersetzung von Mozarts Oper Idomeneo an.
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Ein großer Meister und
ebenfalls Zeitgenosse Mozarts war Ludwig van Beethoven (Pat Mueller). 1787
nach Wien gereist, wollte er bei Mozart Unterricht nehmen. Er berichtete
leidenschaftlich, teils erschrocken über die erste Begegnung und sein
Vorspiel beim nur 14 Jahre älteren Mozart.
Tiefes Bedauern und Traurigkeit kamen zum Ausdruck, denn wer weiß, was
geschehen wäre, wenn Beethovens Mutter nicht plötzlich krank geworden
und der junge Ludwig nicht schon nach zwei Wochen wieder nach Bonn hätte
zurückkehren müssen. |
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Nicht fehlen durften beim Rendezvous
auch Mozarts Frau Constanze Weber (Julia Barth) und Vater Leopold
(Wolfgang Schultes). Die beiden verband zu Lebzeiten ein angespanntes Verhältnis.
Leopold der sich von Anfang an um alles gekümmert hat, der Vater und
Manager in einem gewesen war, wirft der Frau seines Sohnes die Schuld an
dessen frühen Tod vor. Und Constanze? Sie fühlt sich von Wolfgang nie
richtig geliebt, da dieser eigentlich nur Augen für Schwester Aloysia
hatte. |
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Auch Mozarts Widersacher und Neider
kamen zu Wort: Fürsterzbischof Colloredo (Michael Pick) und seinem
Kammerdiener Graf Arco (Horst Linke) war die Familie Mozart mit ihren
adligen Freunden und vor allem Wolfgang Mozarts unheimlicher musikalischer
Erfolg ein Dorn im Auge. Impulsiv erzählte Colloredo von den
Auseinandersetzungen mit Mozart. Graf Arco vergisst nicht seinen Fußtritt
für den Komponisten. |
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Ein
weiterer wichtiger Wegbegleiter Mozarts war Emanuel Schikaneder (Jens
Ohly). In Wiener Mundart betont er, dass Mozart ja durch ihn zu neuem
Leben erwachte, schrieb er für ihn doch das Libretto zu Mozarts
bekanntester Oper, der Zauberflöte. |
Letzte
„Zeitzeugen“ waren der Totengräber (Bertram Frisch) und Franz Xaver Süßmayr
(Simon Ihlenfeldt). Erschüttert verfolgten die Zuschauer die Berichte,
wie man Mozarts Leichnam verlassen und aufgebahrt neben dem Klavier fand,
von der Familie aber war niemand mehr anwesend. |
Die
musikalischen Einsätze zwischen den Erzählungen entstammten bis auf eine
Arie aus dem Fidelio, alle aus Mozarts Werken. Dabei standen sie immer in
Bezug zu den jeweils berichtenden Zeitgenossen oder spiegelten deren Gefühle
und Lebenssituationen wieder.
Neben den beiden Chören der Liederkränze Weiler und Bettringen, die
durch eine Ausgewogenheit der Stimmen und
durch präsente stimmliche Substanz auffielen, erfreute auch ein Sextett
der Michaels Chorknaben mit ihren Knabensopranen die Zuhörer. |
Solisten
der Aufführung waren die Sänger Murni Suwetja, Andrea Cox (beide
Sopran), Magdalena Fischer (Mezzosopran), Hiroshi Tamada (Tenor) und Ralf
Ellinger (Bass). |
Die
Gmünder Philharmonie als musikalischer Begleiter spielte dabei in allen
Stimmen differenziert und ausgewogen und rundet den guten Eindruck der
Lieder und Arien ab. Dirigent Knud Jansen ließ den Sängern Zeit, sich
klanglich zu entfalten, reizte auch den Nachhall aus und integrierte ihn
gleichsam in das klangdynamische Konzept, das sich mit dem homogen
intonierenden Chor und den klangschönen Solisten stringent
vereinheitlichte.
Das Bühnenbild war klar und strukturiert, das Zusammenspiel von Musik,
Drama, Bühnenbild und Kostümen war einfach überwältigend. |
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