"Ich habe ihn gekannt ..." - Rendezvous mit Zeitgenossen Mozarts

Wiederaufnahme Juni/ Juli 2014

Aufführungstermine: 27. und 29. Juni 2014, 3. Juli 2014

 


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Zeitreise zur Wiener Klassik: Premiere des neu inszenierten Singspiels „Ich habe ihn gekannt“

„Ich habe ihn gekannt“ ist ein kammermusikalisches Singspiel. Am Freitagabend war Premiere im Stadtgarten, die Aufführung ist eine Hommage an den verstorbenen Autor Stephan Kirchenbauer-​Arnold.

MUSIKTHEATER (cl). Dessen Wunsch war es, die Stadt während der Landesgartenschau in ein barockes Ambiente zu tauchen. Mit der opulenten Neuinszenierung des 2006 entstanden Singspiels wurde Stephan Kirchenbauer-​Arnolds Traum wahr. Kathrin Bechstein führte Regie, sie brachte zusammen mit den Liederkränzen Weiler und Bettringen, der Philharmonie Gmünd unter Leitung von Knud Jansen und zahlreichen Solisten das Werk auf die Bühne. Die Zuschauer im Stadtgarten erlebten eine Zeitreise zurück in die Wiener Klassik, zu den Schauplätzen Mozarts und seiner Familie. Gepaart waren die Erzählungen mit Musik aus Mozarts Werken.
 
Nach einem gelungenen, kraftvollen Eingangschor „Du, den Götter sichtbar segnen“ aus der Mozarts letzter Oper „La clemenza di Tito“ befanden sich die Zuschauer dann in der Getreidegassse in Salzburg wo sie auf die beiden Mozartschen Mägde Theresel und Katherl (Toni Schleicher und Birgit Borofka) trafen, die in humorvollem Schwäbisch von der Geburt, den Kinderjahren, der Beziehung zu Schwester Nannerl und den ersten musikalischen Gehversuchen Mozarts berichteten. Auch Johann Andreas Schachtner (Roland Rupp), Salzburger Hoftrompeter kam zu Wort. Schachtner, den mit den Mozarts eine enge Freundschaft verband lernte Mozart als Vierjährigen kennen und fertigte die erste deutsche Übersetzung von Mozarts Oper Idomeneo an.

Ein großer Meister und ebenfalls Zeitgenosse Mozarts war Ludwig van Beethoven (Pat Mueller). 1787 nach Wien gereist, wollte er bei Mozart Unterricht nehmen. Er berichtete leidenschaftlich, teils erschrocken über die erste Begegnung und sein Vorspiel beim nur 14 Jahre älteren Mozart. Tiefes Bedauern und Traurigkeit kamen zum Ausdruck, denn wer weiß, was geschehen wäre, wenn Beethovens Mutter nicht plötzlich krank geworden und der junge Ludwig nicht schon nach zwei Wochen wieder nach Bonn hätte zurückkehren müssen.

Nicht fehlen durften beim Rendezvous auch Mozarts Frau Constanze Weber (Julia Barth) und Vater Leopold (Wolfgang Schultes). Die beiden verband zu Lebzeiten ein angespanntes Verhältnis. Leopold der sich von Anfang an um alles gekümmert hat, der Vater und Manager in einem gewesen war, wirft der Frau seines Sohnes die Schuld an dessen frühen Tod vor. Und Constanze? Sie fühlt sich von Wolfgang nie richtig geliebt, da dieser eigentlich nur Augen für Schwester Aloysia hatte.
Auch Mozarts Widersacher und Neider kamen zu Wort: Fürsterzbischof Colloredo (Michael Pick) und seinem Kammerdiener Graf Arco (Horst Linke) war die Familie Mozart mit ihren adligen Freunden und vor allem Wolfgang Mozarts unheimlicher musikalischer Erfolg ein Dorn im Auge. Impulsiv erzählte Colloredo von den Auseinandersetzungen mit Mozart. Graf Arco vergisst nicht seinen Fußtritt für den Komponisten.

Ein weiterer wichtiger Wegbegleiter Mozarts war Emanuel Schikaneder (Jens Ohly). In Wiener Mundart betont er, dass Mozart ja durch ihn zu neuem Leben erwachte, schrieb er für ihn doch das Libretto zu Mozarts bekanntester Oper, der Zauberflöte.   

Letzte „Zeitzeugen“ waren der Totengräber (Bertram Frisch) und Franz Xaver Süßmayr (Simon Ihlenfeldt). Erschüttert verfolgten die Zuschauer die Berichte, wie man Mozarts Leichnam verlassen und aufgebahrt neben dem Klavier fand, von der Familie aber war niemand mehr anwesend. 

Die musikalischen Einsätze zwischen den Erzählungen entstammten bis auf eine Arie aus dem Fidelio, alle aus Mozarts Werken. Dabei standen sie immer in Bezug zu den jeweils berichtenden Zeitgenossen oder spiegelten deren Gefühle und Lebenssituationen wieder.
Neben den beiden Chören der Liederkränze Weiler und Bettringen, die durch eine Ausgewogenheit der Stimmen
und durch präsente stimmliche Substanz auffielen, erfreute auch ein Sextett der Michaels Chorknaben mit ihren Knabensopranen die Zuhörer. 
Solisten der Aufführung waren die Sänger Murni Suwetja, Andrea Cox (beide Sopran), Magdalena Fischer (Mezzosopran), Hiroshi Tamada (Tenor) und Ralf Ellinger (Bass). 
Die Gmünder Philharmonie als musikalischer Begleiter spielte dabei in allen Stimmen differenziert und ausgewogen und rundet den guten Eindruck der Lieder und Arien ab. Dirigent Knud Jansen ließ den Sängern Zeit, sich klanglich zu entfalten, reizte auch den Nachhall aus und integrierte ihn gleichsam in das klangdynamische Konzept, das sich mit dem homogen intonierenden Chor und den klangschönen Solisten stringent vereinheitlichte.
Das Bühnenbild war klar und strukturiert, das Zusammenspiel von Musik, Drama, Bühnenbild und Kostümen war einfach überwältigend.

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Text: RZ vom 27.6.2014, Bilder: Andreas Grothe