Sagenhaft: Die Gründung Gmünds
Romantische Geschichte verbirgt sich hinter romanischer Johanniskirche
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200 Mitwirkende führen das Musiktheater „Gmünder Ring“ auf

Als wahrhaft großer Opernstoff erweist sich die Gründungssage
der Gmünder Johanniskirche. Gestern Abend präsentierte der Stadtverband
Musik und Gesang mit rund 200 Mitwirkenden den „Gmünder Ring“, ein
grandioses Musiktheater über die Entstehung der Stauferstadt aus der
Feder von Stephan Kirchenbauer.
Text:
Birgit Markert (GT, 12.1.09)
Fotos:
Walter Laible
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Richard
Arnold, der Vorsitzende des Stadtverbandes, versprach in seiner Einführung
nicht zu viel: Für einen Augenblick sollten Menschen, die zur Gründung
Gmünds beigetragen haben, lebendig werden. Kirchenbauer gibt den
Menschen, die vor gut 800 Jahren gelebt haben, nicht nur ein Gesicht, er lässt
die Zuschauer an ihren Ängsten und Freuden teilhaben.
Dies gelingt ihm mit einer wohl durchdachten Rahmenhandlung. Zunächst
schlüpft Arnold, der den Herzog Friedrich von Schwaben spielt, aus seiner
Rolle und stellt die beteiligten Personen vor, über der Szenerie schwebt
die auf einem Gemälde wiederauferstandene Burg Hohenstaufen.
Dann
übernimmt Thomas Sachsenmaier als erzählender Mönch die Regie und
verbindet die rund zehn Bilder zu einem stimmigen Ganzen. Allen voran ist
es Agnes von Hohenstaufen, Herzogin von Schwaben (D’Ann Ricciolini), die
im Zentrum der Ringsage steht. Der Legende nach wurde die Johanniskirche
auf ihren Wunsch hin just an der Stelle gebaut, an der ihr verloren
gegangener Ehering gefunden wurde; alsbald entstand um das in der Wildnis
gelegene Kirchlein das mittelalterliche Gmünd. Die Sopranistin verkörpert
das Reine, Gute und Fromme.
Ihr
Gegenpart ist Irmengard (Brigitta Wanner), die Frau Randolf von Herdtlins
(Stephan Kirchenbauer), dem Kanzler von Herzog Friedrich. Sie ist voll
brennender Eifersucht und hängt alten Mythen nach. Ihre düstere
Erscheinung macht Erschauern. Sie ist es, die im Verlust des Ringes eine
Chance wittert, Agnes aus dem Weg zu schaffen. Weil er ein Symbol für
Treue und Gehorsam ist, wird Agnes des Ehebruches bezichtigt. Ihr Vater
Kaiser Heinrich (Sasa Vrabac) kann nicht anders, er muss seine Tochter ins
Verlies schaffen lassen.

Zerrissen
zwischen Vaterliebe und der Pflicht der Machtausübung stimmt der Bass
„Wie Todesahnung, Dämmerung deckt die Lande“ aus Richard Wagners
„Tannhäuser“ an. 
Die
schicksalsschwere Musik aus dieser Oper sowie aus Wagners „Lohengrin“
bilden das musikalische Herz des „Gmünder Ringes“ und fügen sich mit
Leichtigkeit in den Fortgang der Handlung ein. Als Solisten standen in großer
Harmonie gestandene Profis wie Ricciolini neben nicht minder
ausdrucksstarken Amateuren wie Arnold. Perfekt eingespielt zeigte sich der
Stauferchor unter der Leitung von Martin Thorwarth mit seinen rund 100 Sängern.
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Sehr
zum Gelingen trug auch die Baden-Badener Philharmonie bei, doch für
echtes Lokalkolorit sorgten die Bläsergruppe der Jägervereinigung, die
mit ihren Hörnern und Fanfaren die Jagdszene einleiteten. Unter den
vielen Mitwirkenden, angefangen bei den Kunstturnern vom TV Wetzgau bis
hin zu dem Falkner Wolfgang Weller, der mit zwei Gerfalken die Jagdszenen
noch authentischer werden ließ, gefiel auch Florian Lechner mit seiner
Balletteinlage als Hirsch.
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Nach
den vielen beeindruckenden Bildern (zusammengestellt und bearbeitet von
Horst Linke), die immer wieder für Zwischenapplaus
sorgten, war nach der fulminanten Schlussszene kein Halten mehr: Kein
minutenlanger Applaus, eher ein viertelstündiger Applaus brach sich in
dem bis auf den letzten Platz besetzten Gmünder Stadtgarten Bahn. Zum
Ende hin klang er nicht etwa ab, sondern wurde noch intensiver, als alle
Mitwirkenden ein Geburtstagsständchen für Arnold anstimmten, der gestern
seinen 50. Geburtstag feierte. Manch Zuschauer stimmte spontan in ein
herzliches „Zum Geburtstag viel Glück ein.“
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