Weihnachtstheater 2006 / 07

 

"Nannerl Mozart - Im Schatten des Bruders"

 

verfasst und inszeniert von Stephan Kirchenbauer

 

Es ist die Geschichte ungenutzter Möglichkeiten und ungestillter Sehnsucht: Von der hochbegabten Pianistin Anna Maria Mozart wird in Weiler erzählt, vom "Nannerl", das immer nur verzichtet - aus Liebe zum Bruder oder weil der Vater ihr die Luft zum Atmen nimmt. Diese Frau gibt alles auf, ihre Musik, die Karriere, den geliebten Mann, das Ersparte, zeitweise gar den Erstgeborenen.

Die Verheißung von Lebensglück – der Liederkranz Weiler zeigt sie in Stephan Kirchenbauers Stück und unter seiner Leitung als trügerisch. Das große Weihnachtstheater der Weilermer ist dennoch alles andere als trübsinnig - Dank der spielfreudigen Darsteller und einige der schönsten Kompositionen der Musikgeschichte.

Wenn das Nannerl und Franz d'Ippold (Bertram Frisch), die Liebe ihres Lebens, sich endlich finden, beschwören sie das „Reich mir die Hand mein Leben'' aus dem Don Giovanni, und diese Melodie klingt noch einmal an, ganz leise, als Vater Leopold (Karl Götz) diese Verbindung verhindert und seiner Tochter das Herz bricht. In insgesamt neun Vorstellungen singen Elvira Arnold und Daniela Dinser das Nannerl als junge Frau, die ihrer Familie nicht entkommt. Und auch nicht ihrem Jahrhundert, das den Verzicht einer Frau zur Kunstform erhebt. Nannerls Bruder rät ihr, sich aufzulehnen, nach Wien zu gehen und ihren Franz dort zu heiraten; gut genug, sich ihr Auskommen selbst zu verdienen, sei sie fraglos. Auch ihr Liebster bittet sie, mit ihm wegzugehen: „Wir sind jung und stark“. Aber Revolution ist dem Nannerl nicht gegeben – nur die Traurigkeit. Der Vater zwingt sie schließlich in die Ehe mit dem sehr viel älteren Johann Berchtold zu Sonnenburg (schaurig gefühlskalt und abweisend gespielt von Horst Linke), der bereits zum zweiten Mal verwitwet ist, fünf unversorgte Kinder mitbringt und sie 17 Jahre lang unglücklich macht.

Aber das ist nur ein Teil der Geschichte, die in diesem Stück erzählt wird und die sehr viel früher beginnt. Denn Nannerls Bruder ist Wolfgang Amadeus Mozart und die beiden sind Wunderkinder. Kindheit und Jugend der beiden werden auf der Bühne heraufbeschworen: Die kleine Lena Schmid als fünfjährige Nannerl und abwechselnd Sarah und Selina Mangold als jugendliche Nannerl sowie Patrick Arnold und Matthias Mansel als kleiner Wolfgang zeigen dem Publikum, dass beide hochbegabte Kinder sind, die überall in Europa „die schwersten Sonaten und Konzerte der großen Meister“ spielen, mit verbundenen Augen, wenn’s denn sein muss. Aber dann kommt jener unselige Geburtstag, der ihr nicht nur Hund Pimperl bringt, sondern auch die Erkenntnis, dass jetzt alles vorbei ist. Der Vater braucht sie nicht mehr für seine ehrgeizigen Pläne, sie darf nicht mit ihm und dem Bruder nach Italien. Sie ist nur ein Mädchen.

Bruder Wolfgang entscheidet sich später für Constanze und gegen den Vater. Er strampelt sich frei, geht in Wien eigene Wege – unterstützt von Nannerl – während seine Schwester im Salzburger Elternhaus ganz für den Vater da ist. Es ist, wie gesagt, nicht die Zeit, in der eine Frau darüber bestimmen kann, ob sie glücklich wird (der Tochter so eingebläut von ihrer Mutter, dargestellt von Maria Nägele). Oder? Nur einmal, in ihrer dunkelsten Stunde, bricht es aus dem Nannerl heraus. Die Pflicht steht über allem, sicher, aber sie ist auch Rückzugsraum. Denn das Fremde, das Unbekannte, macht Angst.

Schwerer Stoff? Nicht, wenn Thresel mit ihrer Schwertgosch (eine wunderbare Toni Schleicher) das heimliche Herz des Haushalts ist. Als der kleine Mozart der gebärfreudigen Kaiserin erklärt, sie sehe aus wie die Thresel, ist das zum einem ein Kompliment, zum anderen die reine Wahrheit – denn in ihrer zweiten Rolle als Maria Theresia zeigt Toni Schleicher, dass ihr auch der Wiener Schmäh leicht von den Lippen geht. Dann gibt’s da natürlich noch nette Dialoge, wie man sie von den Weilermern gewöhnt ist: Als der fremdflirtende Ehemann von der Dame schwärmt, die ihn an eine sanfte toskanische Hügellandschaft erinnert, wir der von seiner Holden derart in den Senkel gestellt, dass er sich unversehens bei einer Alpenüberquerung wähnt – „im Winter“. Oder Roland Rupp als Trompeter Schachtner, den es eher in seine Stammkneipe „Zur grunzenden Bache“ zieht als zu seinem Eheweib. Diese jedoch kontert, dass der traute Herd derweil „wegen Renovierung geschlossen“ sei – übrigens überzeugend dargestellt von Sabine Stütz.  

 

Dass Mozart kein abgepasster Karriere-Musiker war, weiß jedes Kind – Michael Pick ist in dieser Rolle ein Glücksfall, er lässt den „Rockstar“ des 18. Jahrhunderts ahnen, und vor allem seine oft derbe Sprache, seine Scherze sind ein Gegenpol zum „klassischen“ Thema. Auch der Kinderchor Colibri kann nur gefallen – die kleinen Erzherzöginnen und Erzherzöge sowie Nannerls Stiefkinder durchbrechen jedes Muster und sind absolut bezaubernd. Ebenso Hund Pimperl, ein herziger kleiner Schatz: Er wird gespielt von „Pocco von Herdtlinsweiler“, der in Spanien auf der Müllkippe gefunden und nur ganz knapp vor dem Tod durch die Giftspritze gerettet wurde.

Wie bereits gesagt, die eigentliche Stärke des Kirchenbauer-Stücks ist die unsterbliche Musik – und das Können des Weilermer Chores „Opera Gamundia“. Richard Arnold – der Vorsitzende des Vereins und des Stadtverbands Musik und Gesang – und die Opernsängerin und musikalische Leiterin D’Ann Ricciolini glänzen im bewegenden „Contessa, perdono“ aus der Hochzeit des Figaro. Autor und Regisseur Stephan Kirchenbauer ist der „Vogelfänger“ aus der Zauberflöte, und als das Nannerl alles verloren hat, träumt sie sich anhand der neuesten Nachrichten über ihren Bruder in dessen ihr nun unbekannten Welt, in der die Zauberflöte und die Entführung aus dem Serail eine glückliche Verbindung eingehen.

Unsere unermüdliche Kostümschneiderin: Gerda Kalbantner

Das Kulissenbauteam um Josef Stampfer hat wieder ganze Arbeit geleistet.

Josef Stampfer mit Sonja Westphal, "Mädchen" für alles: Pressearbeit, Inspizienz und mehr als nur die rechte Hand von Stephan Kirchenbauer!

Marcus Englert - Pianist, der sich im Kreise der Schauspieler sichtlich wohl fühlte.

Herzlichen Dank an alle 117 Helfer in Küche, Service, Verkauf, Garderobe usw. usw.

Tolle Verwandlungen wurden wieder in der Maske vollbracht, stellvertretend steht dafür Marion Baur.

Stephan Kirchenbauer, seine Kreativität ist von unschätzbarem Wert!

"Bin ich schon dran?" Karl Götz als Vater Leopold Mozart

Erst einmal die Presse von der Premiere studieren.

Text: RZ vom 27.12.2006, bearb. von Horst Linke     Bilder von Martina Laduch

 

 

Darsteller

Alte Nannerl Mozart

 

Hadwig Wagenblast

Junge Nannerl Mozart

 

Elvira Arnold, Daniela Dinser

Nannerl Mozart 5-jährig

 

Lena Schmid

Nannerl Mozart 13-jährig

 

Sarah Mangold, Selina Mangold

Wolfgang Amadeus Mozart

 

Michael  Pick

Wolfgang Amadeus Mozart als Kind

 

Patrick Arnold, Matthias Mansel

Vater Leopold Mozart

 

Karl Götz

Mutter Mozart

 

Maria Nägele

Constanze Mozart

 

Nicola Bodner, Karin Falkenstein

Franz Xaver Mozart

 

Markus Ellinger, Mathias Nann

Franz d'Ippold

 

Bertram Frisch

Johann Baptist von Berchtold zu Sonnenburg

 

Horst Linke

Therese

 

Gertrud Elmer, Eva Heim

Thresel

 

Toni Schleicher

Thresel als Kind

 

Nadine Mangold, Pia Schleicher

Nachbarin  Frau Schachtner

 

Sabine Stütz

Nachbar Herr Schachtner

 

Roland Rupp

Nachbarin Frau Hagenauer

 

Birgit Borofka, Gertrud Elmer

Nachbar Herr Hagenauer

 

Georg Schleicher

Kaiserin Maria Theresia

 

Toni Schleicher

Kaiser Franz Stephan

 

Georg Schleicher

Erzbischof

 

Manfred Laduch

Haushofmeister

 

Markus Ellinger

Hofcompositeur

 

Alexander Sautter

Kutscher

 

Ernst Schwenk

Magd I

 

Konni Mangold

Magd II

 

Diana Jablonsky

Pimperl

 

Pocco von Herdtlinsweiler

Kinder Kathi, Pepi, Lena, Sarah, Annerl  

Isabel Mansel, Chantal Becker, Natalie Sorg, Madeleine Acs, Tamara Winter

Erzherzoginnen und Erzherzöge, Kinder von Maria Theresia und Franz Stephan   Jessica Hartmann, Lukas Hollenbach, Kylie Shrubb und 9 weitere Kinder
Sonnenburg-Kinder   Sarah Bucher, Jasmin Fritz, Teresa Krieg, Vanessa Waibel
Pagen und Mönche   Kevin Göhring, Tobias Porstner
   

Chormitglieder

Elvira Arnold, Richard Arnold, Petra Barth, Heide Blessing, Nicola Bodner, Daniela Dinser, Carolin Eichler, Gertrud Elmer, Karin Falkenstein, Bertram Frisch, Günter Heinrich, Conny Hemeling, Eva Heim, Diana Jablonsky, Stephan Kirchenbauer, Horst Linke, Inge Ljaschko, Konni Mangold, Sylvia Moewes, Agnes Pick, Michael Pick, Roland Rupp, Alexander Sautter, Marta Schiebel, Georg Schleicher, Toni Schleicher, Ernst Schwenk, Sabine Stütz, Hadwig Wagenblast

   

Mitwirkende

Autor und Regisseur   Stephan Kirchenbauer
Musikalische Gesamtleitung   D’Ann Ricciolini
Musikalische Leiterin des Kinderchores Colibri   Melanie Kreusel
Pianisten   Yuliya Drogalova, Marcus Englert
Maske   Marion Baur
Licht- und Tontechnik   Dominik Arnold (mixtown), Andi Grothe
Kulissenbau und Bühnentechnik   Josef Stampfer, Roland Rupp, Berthold Feifel, Helmut Grünauer, Gottlieb Kalbantner, Alfons Schwenk, Ernst Schwenk, Christopher Böhmler
Kostüme und Requisiten   Gerda Kalbantner, Stephan Kirchenbauer, Ruth Heß, Grete Thomas (Kostüm von D’Ann Ricciolini)
Inspizienz und Presse   Sonja Westphal
Küchenleitungsteam  

Alexander Sautter, Ulla Kako, Ingrid Porstner, Mario Schleicher, Frederick da Soghe

 

Unser Dank gilt allen Freunden, Helfern und Gönnern des Liederkranzes, von den Garderobenfrauen und den 117 Helfern in Küche und Service, bis hin zu Sponsoren und Spendern, die uns tatkräftig unterstützen und ohne deren Hilfe die Durchführung des Projektes nicht möglich gewesen wäre. An dieser Stelle auch ein Dankeschön an Hans Feifel aus Weiler, der uns die dekorativen Christbäume überlassen hat.