Die Sage

Das neue Theaterstück "Der Stadtrichter von Gmünd" von Lisa Elser geht zurück auf folgende alte Gmünder Sage: Überlieferungen zufolge war ein Nachkomme des edlen Geschlechts der "Roßwager" ein Raubritter übelster Sorte. Er plagte und pisakte die Bauern, Kaufleute und Reichsstädte Süddeutschlands in übelster Weise.

Auf die Gmünder hatte es der "Roßwager" besonders abgesehen. Wiederholt versuchten diese den Raubritter einzufangen. Doch der führte die Gmünder in die Irre: Er schlug seinen Rössern die Hufeisen verkehrt auf. Durch Spione erkundeten die Gmünder, wann der "Roßwager" mit seinen Spießgesellen auf Raubzug war. Sie überfielen seine Burg, brannten sie nieder und brachten die Burgfrau samt ihren zwei kleinen Büblein in die Stadt.

Daraufhin ritt der "Roßwager" reuevoll - aus Liebe zu seiner Frau und seinen Kindern - vor das Stadttor und bettelte, man möge ihn doch in Gmünd als friedlichen Bürger mit seiner Familie leben lassen. Der Rat erfüllte ihm, nach langen Überlegungen, seinen Wunsch. Doch durfte er sich nicht mehr "Roßwager" nennen, sondern hieß von nun an "Edler von Rauber". Als er Jahre später verschied, hinterließ er zwei Söhne, in denen sich das gegensätzliche Leben des Vaters widerspiegelte.

Der eine mit Namen Hans war von edlem Geist und hochgelehrt, weshalb er schon in jungen Jahren zum Stadtschreiber und später zum Stadtrichter gewählt wurde. Der zweite mit Namen Martin war hochgewachsen, ein schöner Mann von verwegenem Sinn. Ihm lag der Raubritter im Blut. Gmünd war ihm bald zu eng. Sein unruhiges Blut trieb in fort.

Eines Tages wurde in Gmünd ein Räuber dingfest gemacht und vor den Stadtrichter geführt. Der Räuber wollte seinen Namen nicht nennen, wurde vom Richter nicht erkannt und zum Tode verurteilt. Als der Richter später erfuhr, dass er seinen eigenen Bruder in den Tod geschickt hatte, ward es Nacht in seiner Seele. Ein Jahr später - am Himmelfahrtstag - stand sein Herz im Tode still.

 

Mehr Informationen über die Sage sind zu finden bei:

http://www.uni-koblenz.de/~graf/enzing.htm

 

 

Das Stück

Das Theaterspiel von Lisa Elser beginnt mit der Kindheit der beiden Buben des ehemaligen Raubritters. Die Handlung des Stücks ist ab diesem Zeitpunkt im wesentlichen identisch mit der Sage. Doch hat Lisa Elser aus dramaturgischen Gründen ein wichtiges, aber bisher in der breiten Öffentlichkeit kaum bekanntes Kapitel der Geschichte von Gmünd im frühen 17. Jahrhundert in das Stück einbezogen: Die Hexenprozesse. Die im Theaterspiel vorkommenden Opfer der Hexenverfolgungen existierten tatsächlich. Ebenso wurden die Verhöre mit diesen Personen zum Teil wörtlich den Protokollen der Gerichtsverhandlungen entnommen, wie sie im Stadtarchiv verzeichnet sind.

Hintergrund für die Hexenprozesse in Gmünd, die sich im Jahr 1613 häuften, waren zwei gewaltige Unwetter, die im Juni und Juli des genannten Jahres über der Stadt niedergingen und großen Schaden anrichteten. Daraufhin schickte - so die Aufzeichnungen - der Fürstprobst zu Ellwangen einen wortgewandten Prediger nach Gmünd. Der überzeugte die Leute, dass die Unwetter von Hexen gemacht worden waren und dass Gmünd gut daran täte, die Hexen aufzuspüren und zu verbrennen. Im Stück von Lisa Elser werden diese Vorkommnisse in die Handlung aufgenommen. Der Stadtrichter Hans von Rauber wird gezwungen, die Todesurteile zu unterschreiben, obgleich er weiß, dass diese Geständnisse nur durch Folterungen erzwungen wurden.

 

 

Die Akteure

In dem Stück wirken 33 Erwachsene und 12 Kinder, die fast alle dem Liederkranz Weiler in den Bergen angehören, mit. Da der Liederkranz Weiler in den Bergen in diesem Jahr sein 100-jähriges Jubiläum feierte, freute es die Sängerinnen und Sänger ganz besonders, aus eigener Kraft ein derart aufwendiges Theaterstück auf die Bühne bringen zu können. Auf Initiative des Geigerrings führte der Liederkranz Weiler in den Bergen bereits in der Vergangenheit im Augustinerhof zwei Stücke - "Der Geiger von Gmünd" (1989) und "Die Bernharduswallfahrt" (1991) - auf. Der Verein hofft, mit dem "Stadtrichter von Gmünd" an diese Erfolge anknüpfen zu können.