Die G`schicht vom Brandner Kasper

Dezember 2000 / Januar 2001

 

Musiktheater von Lisa Elser

nach einer Erzählung von Franz von Kobell

Inszenierung von Stephan Kirchenbauer

Am Ende führt kein Weg am Paradies vorbei

 

Der Wunsch nach einem möglichst langen Leben hat etwas zutiefst Menschliches. Viele würden gern dem Tod ein Schnippchen schlagen - und sei es, indem sie den Gevatter mit Kirschengeist besoffen machen und anschließend beim Kartenspiel über den Tisch ziehen. Am Ende führt dennoch kein Weg am Paradies vorbei. Das muss auch der Hauptdarsteller von Lisa Elsers aktuellem Musik-Theaterstück "Die G‘schicht vom Brandner Kasper" erkennen, das am zweiten Weihnachtstag mit großem Erfolg in der Bernhardushalle Premiere hatte.

 

Die beliebte Mundart-Autorin hat aus der Vorlage von Franz von Kobell eine Geschichte von der Art gemacht, wie man sie von ihr so liebt: Viel zum Lachen, einiges zum Nachdenken und - besonders bei der treffsicher ausgewählten Musik - schöne Momente des Ergriffenseins. Das alles wird mit dem Ensemble des Liederkranzes Weiler in Szene gesetzt, das auf jahrelange Erfahrung zurückgreifen kann; ergänzt durch Mitglieder des jungen Chores.

 

Kasper Brandner, 70 Jahre alt und verwitwet, erhält unerwünschten Besuch: Der Tod, genannt "Boinerkarle", kommt vorbei, um ihn mitzunehmen. Das ist völlig gegen Kaspers Absichten, der wie sein Vater 90 werden will und sich überdies mit Heiratsabsichten trägt. Also füllt er den Gevatter mit Kirschengeist ab, schlägt ihm ein Kartenspiel um die verbleibenden 20 Jahre vor, bescheißt ihn dabei und bekommt so das erwünschte Lebensguthaben.

Schon in diesen ersten Szenen wird die Brillanz der beiden Hauptdarsteller deutlich. Hannes Dunkl führt den Brandner glaubhaft durch die komplette Gefühlspalette: 

Das Verliebtsein in seine Haushälterin, das Entsetzen vor dem Boinerkarle, die Verschlagenheit des betrügerischen Kartenspielers und später die Verzweiflung des abgewiesenen Liebhabers und die Reue des Sünders.

Dem steht der Boinerkarle in nichts nach - besonders, wenn man berücksichtigt, dass die Männerrolle weiblich besetzt ist. Sabine Neuhaus bringt das Publikum zum Frösteln, aber auch zum Mitleiden, wenn sich erweist, dass dem Tod als Einzigem der Weg ins Paradies auf immer versperrt bleiben wird.

 

Massiver Ärger für den Gevatter Tod

Dass er vorschriftswidrig ohne den Brandner Kasper im Himmel auftaucht, beschert dem Boinerkarle massiven Arger mit seinem Chef Petrus. Horst Linke spielt ihn genau so, wie es der Zuschauer erwartet: Hier zürnend, dort barmherzig. Unterstützt wird er von drei Erzengeln. Richard Arnold (Raphael) bezaubert einmal mehr durch seinen Gesang. Michel Pick verleiht dem Gabriel ein begeisterndes Maß an Komik. Regisseur Stephan Kirchenbauer hat den Michael übernommen und verkörpert zwischen den beiden anderen geschickt das die Sünder strafende Element.

Mit ihrer herausragenden Gesangsstimme bildet Gertrud Dangelmaier, die Brandners verstorbene Frau spielt, den zweiten der vier musikalischen Eckpfeiler des Stücks. Sie kommt besonders schön bei ihren Soli, aber auch in den Terzetten mit Cherub (Elli Lepel) und Seraph (Agnes Pick) zur Geltung. Die weiteren sind der Chor des Liederkranzes in der Wirtshausszene des zweiten Aktes sowie der musikalische Leiter des Vereins, Marcus Englert, dem nicht nur die Einstudierung oblag, sondern der auch die gesamte Aufführung am Flügel begleitet.

Wichtige - und gut gespielte - Rollen haben noch Marion Knies als Brandners Haushälterin Hanne sowie Diana Jablonsky als Nachbarsmädchen Monika, die der Boinerkarle an Brandners Stelle viel zu früh in den Himmel befördert.

Was zeichnet die Aufführung sonst noch aus? Das Wissen von Autorin Elser und Regisseur Kirchenbauer um die breiten Wirkungsmöglichkeiten des Lichts wird von der Firma Mixtown (Dominik Arnold) professionell umgesetzt. Die aufwändigen Kulissen hat einmal mehr Herbert Baur mit seinem Team gefertigt. Hohen Ansprüchen genügt das Maskenbild von Marion Baur und ihren Kolleginnen.

 

(RZ vom 29.12.2000, M. Laduch, bearb. von H. Linke)

 

 

Lisa Elser (Autorin des Stückes und Personenregie, zusammen mit Gertrud Dangelmaier) sowie

Stephan Kirchenbauer (Gesamtregie und Inszenierung) bei der Arbeit.

 

 

Gruppenbild mit allen Mitwirkenden, die zum guten Gelingen der Aufführungen beigetragen haben (leider fehlt das komplette Küchenteam, da noch himmlische Speisen zubereitet werden mussten - hier jedoch stellvertretend an Irmgard Krauß und Georg Lepel ein dickes Lob und ein herzliches Dankeschöne für die tolle Bewirtung!).

Zum großen Gruppenfoto (40 kB), hier klicken!

 

Bilderbuch zum Brandner Kasper